Sonntag, 23. März 2008

Famulatur am Royal Perth Hospital

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Am Montag Morgen ging ich gespannt aber auch bisschen mit mulmigem Gefühl ins Krankenhaus. Ich habe mich vor der Onkologie nämlich etwas gefürchtet, obwohl ich es selber wollte. Aber zum Glück, war alles doch nicht so schrecklich traurig, wie ich es befürchtet hatte. Um ehrlich zu sein, nahm ich manchmal kaum Notiz davon, dass ich es mit Krebspatienten zu tun hatte.
Meinen ersten Tag verbrachte ich in der clinic (Ambulanz) von meinem supervisor, Dr. Bayliss, eines der consultants (Fach-/Oberarzt). Hier empfing Dr. Bayliss meist so genannte follow up patients – also Kontrolle von Patienten nach der Diagnose Krebs und erfolgter Therapie. Ich fühlte mich sehr gut betreut von ihm. Er informierte mich ausführlichst über die Krankengeschichte der Patienten, ließ mich die Patienten untersuchen und anschließend gab es auch eine Nachdiskussion. Was ich besonders an ihm geschätzt habe war sein feinfühliger Umgang mit den Patienten und dass er sich besonders viel Zeit für sie nahm. Daher waren auch seine Patienten sichtlich zufrieden mit ihm. Auch seine Visite in der Früh war immer sehr ausführlich, in die er mich mit Fragen und Erklärungen gut integrierte.
Am Anfang tat ich mir wirklich schwer die englische Aussprache der ganzen medizinischen terms zu verstehen. Aber ich habe gestaunt, wie schnell es ging, dass ich mit der Sprache einigermaßen klar gekommen bin – zumindest nachdem ich die Klinik-basics auf Englisch gelernt habe.

Die meiste Zeit verbrachte ich jedoch auf der onkologischen Station. Steven, der resident (entspricht so etwa dem Turnusarzt) von Dr. Bayliss und Rabeya, ebenfalls ein resident, nahmen sich wirklich viel Zeit für mich. Da ich mit den beiden auch privat viel unternommen habe, hatten wir ein tolles Arbeitsklima. Allgemein waren alle sehr sehr nett und hilfsbereit auf der Station, wie Australier eben sind. Andere Studenten gab es leider keine auf der Station, da sie alle noch Sommerferien hatten. Die Ärzte waren immer bemüht, dass ich zuschauen konnte und suchten mich, wenn wieder interessante Untersuchungen bevorstanden, wie beispielsweise eine Knochenmarkpunktion oder ermutigten mich Patienten mit auffälligen klinischen Zeichen (z.B. eine vergrößerte Milz) zu untersuchen. Steven erklärte und zeigte mir viele Untersuchungen und präsentierte mir immer interessante Fälle. Auch Simon, einen resident auf der Hämatologie, begleitete ich oft auf seinen Visiten. Einmal war ich auf einer sehr interessanten Sprechstunde der Hämatologie, wo ich wieder alles bestens erklärt bekam.

Auf der Onkologie waren viele verschiedene Fachbereiche vertreten: Ärzte von der palliative care, der Radiotherapie, Sozialarbeiter, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten. Dr Bayliss kümmerte sich darum, dass ich auch einige Zeit mit ihnen verbrigen konnte, was mir einen guten Einblick in die jeweiligen Fachgebiete verschaffte. Sehr mitgenommen haben mich die Patienten, die ich mit der palliative care besuchte.
Im Treatment room, wo Patienten für einige Stunden kamen um ihre Chemotherapie zu erhalten, half ich den Schwestern intravenöse Leitungen zu legen. Da hatte ich auch oft die Gelegenheit mich mit den Patienten zu unterhalten. Die unerschöpliche Lebensfreude und der Kampf mancher Patienten gegen ihre Krankheit fand ich so erstaunenswert.

Im Krankenhaus gab es auch viele verschiedene meist multidisziplinäre Meetings. Fast jeden Tag stand eine andere auf dem Programm. Besonders gut haben mir die mittwochs Grand Rounds gefallen und die Tumorboard meetings an Donnerstagen. Diese meetings waren wirklich sehr lehrreich. Interessant fand ichs, dass vor solchen Zusammenkünften immer mehrere Pharmafirmen vertreten waren, die ihre neuesten Produkte vorstellten und selbstverständlich Gratis-Artikel wie Kullis verteilten. Über die ebenfalls von ihnen gesponserten Buffets mit viel Früchten und leckeren muffins kann ich mich aber wirklich nicht beklagen.
Ein weiteres „multidisziplinäres“ meeting der besonderen Art war der Milligans Club an Freitag Nachmittagen. Denn jeden Freitag um fünf gab es im Hof des Royal Perth Hospitals ein Zusammentreffen, wo das ganze Krankenhauspersonal eingeladen war und Getränke zu Spottpreisen verkauft wurden. Wir hatten jedenfalls einige sehr amüsante Stunden dort. Hätte nichts dagegen, wenn Treffen dieser Art auch in unseren Krankenhäusern praktiziert würden und natürlich auch die Grand rounds.

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Milligans club. Zugegeben ich vertrage zwar echt nicht viel Alki... aber da war ich wirklich nicht besoffen! Ich bin halt von Natur aus ein heiterer Mensch ;-)

Was mir auch positiv auffiel in Perth und was man bei uns ebenfalls einführen könnte, ist die simple Abtrennung der Betten durch Vorhänge, was gleich zu mehr Diskretion beitrug. Und auch die Dolmetscher für Patienten mit nicht englischer Muttersprache fand ich eine tolle Sache. Wäre sicher von Vorteil, wenn wir in den Krankenhäusern jeweils einen Dolmetscher für türkisch, serbisch, kroatisch,... hätten.

Zusammengefasst kann ich sagen, dass es eine sehr lehrreiche, interessante Famulatur war, von der ich sehr viel mitnehmen konnte. Auch wenn ich aktiv nicht sehr viel machen konnte (abgesehen von Blut abnehmen und Leitungen legen), wurde ich überall freundlich aufgenommen und gut in das Team integriert. Außerdem habe ich auch einen guten Einblick in den Klinikalltag im englisch-sprachigen Raum bekommen.

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Steven war wieder ganz lustig.

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juliana (Gast) - 22. Mär, 13:03

Hallo,
ich wollte mich nur mal erkundigen, ob du noch einen namen hast von dem arzt, der für diese famulatur verantwortlich war, also der dir alles am ende unterschrieben hat. möchte nämlich auch gern dort hin, da ich dort verwandschaft habe, aber man weiß gar net, wen man da am besten ansprechen soll...
liebe grüße

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